Für Menschen mit Autismus ist es nicht immer leicht, eine reguläre Ausbildung auf dem ersten Arbeitsmarkt zu finden. Umso schöner ist es, einmal darzulegen, dass es bei Bündelung sämtlicher Kräfte und hohem Engagement sämtlicher Beteiligten durchaus klappen kann. Jetzt haben im Rahmen einer Pressekonferenz in Ludwigshafen mit SALO+PARTNER, dem Ausbildungsbetrieb Offener Kanal (OK-TV) und dem Auszubildenden Gabriel K. alle Seiten ihre Sicht der Dinge geschildert.
Gabriel K. (19) ist Autist und hatte nach seinem Schulabschluss an der Waldorfschule nur ungefähre Vorstellungen seiner beruflichen Zukunft. Durch Vermittlung der Arbeitsagentur fand der junge Mann aus Freudenstadt seinen Weg nach Ludwigshafen zu SALO+PARTNER. Der bundesweit aufgestellte Dienstleister rund um den Arbeitsmarkt bietet in Rheinland-Pfalz die Maßnahme „BvB“ (steht für „Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme“) speziell für junge Menschen mit Autismus an. In diesem Kurs lernen die Jugendlichen durch verschiedene Praktika in Betrieben, Unterricht in Sozialkompetenz und berufstheoretischen Einheiten, welcher Beruf für sie zu bewältigen und realistisch umsetzbar ist.
SALO+PARTNER betreibt in Ludwigshafen eines von bundesweit 7 Autismus-Kompetenzzentren. „Die erste Zeit war nicht so einfach für mich“, erinnert sich Gabriel K., der aus seiner Heimatstadt ins SALO-eigene Internat gezogen war und sich zum ersten Mal ohne seine Eltern zurecht finden musste.
Doch derlei Anlaufschwierigkeiten sind längst vergessen. Denn im Februar 2019 begann der junge Mann ein vierwöchiges Praktikum im Bereich Mediengestaltung Bild und Ton beim „Offenen Kanal“ in Ludwigshafen, einem der ältesten Bürgersender in Deutschland. Hier gibt es seit 1984 die Möglichkeit, Fernsehen von Bürgern für Bürger zu machen. Schon nach kurzer Zeit war Gabriel K. Feuer und Flamme für seinen neuen Aufgabenbereich und kam auch bei seinem Vorgesetzten und den Kollegen gut an.
Im August 2019 war es soweit: Gabriel K. begann eine dreijährige Ausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton. „Mir gefällt es hier sehr gut. Ich möchte in den kommenden Jahren noch ganz viel lernen“, betont er.
Mittlerweile stellt er bereits selbstständig kleinere TV-Beiträge her, und durfte sogar für eine TV-Produktion mit dem Team nach München verreisen.
Zur Berufsschule fährt er nach Mainz, wo er gemeinsam mit den Azubis von ZDF und WDR eine Klasse besucht. Eine Extrawurst als Autist gibt es für Gabriel nicht. Er selbst mag es gar nicht, so bezeichnet zu werden. „Das war eventuell zu Beginn der Fall. Jetzt habe ich zunehmend das Gefühl, in der normalen Welt angekommen zu sein.“
Auch OK-Chef Dr. Wolfgang Ressmann ist zufrieden mit seinem Lehrling. Er hat schon vor Jahren damit begonnen, jungen Menschen mit einer gesundheitlichen Einschränkung die Chance zu einer Ausbildung als Kaufmann oder Mediengestalter zu geben. „Die Ausbildung ist gut und die Jobaussichten als Mediengestalter sind auch sehr gut.“
Ressmann legt Wert darauf, dass man im Team achtsam miteinander umgeht. „Wir müssen gut miteinander kommunizieren“, sagt der TV-Macher. Wenn doch etwas unrund läuft, wendet sich Ressmann an SALO+PARTNER, die mittels eines sogenannten „Job-Coach“ die Schnittstelle zwischen Arbeitgeber und Auszubildendem bilden. In Gabriels Fall ist das Armin Zell, Systemischer Coach und Jugend – und Heimerzieher bei SALO+PARTNER.
Bei Problemen vermittelt er in regelmäßigen Gesprächen. Beide werden zusätzlich durch Steffen Blum unterstützt, Ausbilder und Teamleiter bei SALO+PARTNER.
„Wenn etwas zuviel wird, kommt Gabriel leicht aus dem Tritt. Was dann als Bocklosigkeit fehlinterpretiert wird, ist einfach Überforderung“, erklärt Blum, der die Schwächen seines Schützlings gut kennt.
Eine zentrale Rolle spielte als dritter Partner die Bundesagentur für Arbeit, die die Ausbildung mittels der sogenannten „kooperativen Ausbildung über das persönliche Budget“ finanziell unterstützt und sich trotz länderübergreifender Zuständigkeitsprobleme massiv für Gabriel K.` s berufliche Laufbahn eingesetzt hat. „Ohne die tolle Zusammenarbeit, insbesondere mit dem zuständigen Reha-Berater Herrn Wehrstein, und der finanziellen Unterstützung mittels der Arbeitsagentur hätte die Ausbildung nicht geklappt“, fasst Thomas Lege, Regionalleiter Rheinland-Pfalz bei SALO+PARTNER, zusammen.
Die Berichte aus der „Rheinpfalz“ und der „Mannheimer Morgen“ können Sie unter folgenden Links finden:
www.rheinpfalz.de
www.morgenweb.de